limits
(2024)
für kleine Trommel solo
Limits thematisiert den jahrzehnte- (wenn nicht jahrhunderte-) alten Kampf von Mensch gegen Maschine, die (vergebliche?) Anstrengung des Menschen, sich gegenüber seiner eigenen Schöpfung zu behaupten und sich gegen die unerbittliche Mechanik der Maschine durchzusetzen.
Ich schrieb limits 2024 als Auftragswerk für die Schlagzeugerin Sabrina Ma im Anschluss an unsere erste gemeinsame Arbeit an meiner Komposition surfaces_mirrors (2023) für Schlagzeug und Klavier. Der zweite Satz von surfaces_mirrors sieht als Klanganreger ausschließlich elektrische Vibratoren vor, die auf den Oberflächen des Klaviers und diverser Perkussionsinstrumente rütteln und so eine vielschichtige amorphe Klangtextur erzeugen.
Sabrina wünschte sich von mir nun ein Solostück für kleine Trommel und Vibratoren, welches sie „an die Grenze des Machbaren“ treiben sollte. Daher der Titel „limits“.
Ich entschied mich dafür, in dem Werk zwei kleine Trommeln in leicht unterschiedlicher Stimmung zu verwenden: eine als Revier der menschlichen Spielerin, die andere als Domäne des Elektrisch-Mechanischen. Während die erste der beiden Trommeln von der Interpretin mit zwei Stöcken im „klassischen“ Duktus gespielt wird, welcher sich in durchaus traditionell wirkende Phrasen aus Einzelschlägen, Akzenten und Wirbeln entfaltet, repräsentiert die zweite kleine Trommel das gesamte menschengemachte Schlagwerk, dem sich eine Schlagzeugerin tagtäglich gegenüber sieht: die Vibratoren bewegen sich nämlich nicht nur auf dem Klangfell der Trommel, sondern auch auf den auf der Trommel angebrachten Präparationen, namentlich eine hölzerne Schüssel und ein kleiner Gong. Somit sind die drei prinzipiellen Materialkategorien des Schlagwerks (Fell, Holz und Metall) in kondensierter Form manifestiert.
Der Wettstreit zwischen den beiden Trommeln schöpft sich aus der spezifischen Bewegungs- und damit Anschlagsart der Vibratoren. Diese erzeugen ein kontinuierliches Band an schnellen Anschlägen, welches aufgrund der unkontrollierten Bewegungsform von unregelmäßigen Akzenten durchsetzt ist. Die vom Menschen gespielte Trommelstimme stellt sich dieser Struktur auf zwei Ebenen gegenüber und versucht, sie zu übertrumpfen: erstens auf der Ebene der Geschwindigkeit durch immer dichter werdende Anschläge und zweites auf der Ebene der Akzente, die immer häufiger und exaltierter werden und die Vibratoren auch auf dynamischem Level zu übertönen sucht. Dies ist allerdings nie ganz möglich insbesondere auch, da das eingeschränkte Frequenzspektrum der kleinen Trommel die Spektren der Präparationen nie vollständig zu überdecken vermag.
Die Schlagzeugerin wird in ihren Bemühungen buchstäblich an ihre Grenzen getrieben, wobei der Schlussteil eventuell eine Aufhebung des Konflikts erahnen lässt durch den Wechsel der Perspektive und der Handhabung des Maschinellen.
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