traces
(2024)
für Altsaxophon, Schlagzeug und Klavier
UA 11.06.2024, Unerhörte Musik (Berlin)
Traces ist in gewisser Hinsicht als autobiografisches Stück angelegt, insofern es auf meinen künstlerischen Werdegang verweist, welcher mich von der Jazzmusik über die freiimprovisierte Musik zur komponierten Neuen Musik führte. Es ist ohne Zweifel ein Konzertstück zeitgenössischer Musik, jedoch sind in ihm Spuren (traces) von Jazz- und improvisierter Musik aufzuspüren. Die erste dieser Spuren besteht in der Besetzung, die vordergründig einem typischen Jazztrio gleicht. Allerdings weicht das Instrumentarium des Schlagzeugs stark vom traditionellen Jazz-Drumset ab erhält und beispielsweise mit einem Marimbaphon und mehreren tiefen Trommeln einen melodisch und harmonisch eigenständigen und von der Klanglichkeit her eher dunklen und geerdeten Charakter.
Weitere Spuren finden sich in der formalen Anlage des Stücks, welche ich quasi als Rondoform von thematischen und solistischen Teilen konzipiert habe, im halbimprovisatorischen Saxophonpart und in einem Passacaglia-artigen Mittelteil, der Einflüsse zweier der (meines Erachtens) wichtigsten Saxofonisten und Improvisatoren den 20. Jahrhunderts – Anthony Braxton und Steve Coleman – aufweist. All diese Spuren von Jazz- und improvisierter Musik werden eingebettet, überlagert und transformiert von einer stringent komponierten Struktur, die in harmonischer, klanglicher und gestischer Hinsicht klar der zeitgenössischen Musik angehört.
traces